Gekürzter Auszug des Textes von Anita Filli:
Auf den Spuren von Walter Kretz: Die Konservierung und Restaurierung von Kunst im öffentlichen Raum
Nicht nur mit Wandmalereien, Gemälden oder mittelalterlichen Manuskripten arbeiten wir Restaurator*innen, auch profanes Material, wie Beton gelangt in unseren Fokus. Auch mich faszinierte das Material schon länger. In meinem Studium stand im Herbstsemester 2018 das Betonrelief "Schanzenpost" (1971) von Walter Kretz zur Wahl als Atelierobjekt und zog mich sofort in seinen Bann. Im Rahmen meines Studiums folgten verschiedene Untersuchungen und Arbeiten zu diesem Relief. Ein weiteres Werk von Walter Kretz, der "Schrein" (1979) im Marzilibad, wurde zum Thema meiner Masterthesis.
Nebst der Formensprache und dem Material Beton haben es mir vor allem die in den Betonplastiken von Walter Kretz "eingefangenen" Herstellungsspuren angetan. Die vertiefte Beschäftigung mit den zwei Werken"Schanzenpost" (1971) und "Schrein" (1979) eröffnete mir die Bandbreite und Weiterentwicklung in der Technik der Betonplastik innerhalb des Schaffens von Walter Kretz. In der Folge soll auf die Fülle der Herstellungsspuren und Informationen eingegangen werden, welche bis heute an der Oberfläche des Betons ablesbar sind. Zudem wird auf die Herausforderungen der Konservierung und Restaurierung von Kunstwerken im öffentlichen Raum eingegangen und darauf, wie die Werke von Walter Kretz auch für zukünftige Generationen erhalten werden können.
Wie die meisten Betonplastiken von Walter Kretz, die sich im öffentlichen Raum befinden, weisen auch die beiden untersuchten Werke die für exponierte Kunstwerke typischen (Alterungs-)Spuren auf. Diese haben einen grossen Einfluss auf das Erscheinungsbild der Kunstwerke. Zum einen sind dies "natürliche" Veränderungen der Oberfläche und des Materials wie z.B. Verschmutzung, Verwitterung der Oberfläche und Korrosion der Bewehrungseisen. Hinzu kommt biologischer Bewuchs aller Art von Flechten, über Moose hin zu Efeu und Stäucher. Im Falle des "Schreins" bedeckt vor allem Efeu grosse Teile des Werks. Ein weiteres auffälliges Oberflächenphänomen sind die Graffiti. Dazu gesellen sich die Umgebungsveränderungen, welche die Werke zu verdrängen und einzunehmen scheinen. So wurde das Relief "Schanzenpost" unfreiwillig in die Verkehrsführung miteinbezogen (Verkehrsschilder direkt an das Objekt montiert, die Bänke der Bushaltestelle dicht davor platziert) und der "Schrein" ist von Sportgeräten umstellt. Durch die Summe an sekundären Spuren geraten die Werke von Walter Kretz in den Hintergrund und werden immer weniger als Kunstwerke wahrgenommen. Wie geht man mit solchen Spuren um? Diese Frage ist zentral im Diskurs um die Erhaltung der Werke von Walter Kretz.
Den ganzen Text finden Sie im 2022 publizierten Werkverzeichnis:
Archivreihe Nr. 1: Walter Kretz - Werke 1964 - 2022, Seiten 160 -165, Verlag Edition Atelier Bern
oder hier als PDF (Vorversion anderes Layout): gallery/Werkverzeichnis_AufDenSpurenVonWK_AnitaFilli_29012024.pdf
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